Das Leben, die Arbeit und die Balance...

❓ Life-Work-Balance - Work-Life-Balance 

Mengenlehre

Ich finde, dass das überhaupt keine gute Bezeichnung ist,  gleich ob Work oder Life zuerst genannt wird. Doch ist sie populär und etabliert. Und Sprache prägt das Denken.
So impliziert dieser Begriff, dass es sich um unterschiedliche Bereiche handelt, die irgendwie ins Gleichgewicht gebracht werden könnten, sollten, müssten.

Die beiden Bereiche sind aber nur scheinbar getrennt, denn letztlich ist Work immer eine Teilmenge von Life:
👉 Wie auch sonst! 

Das Bild vom Gleichgewicht ist also irreführend, da im Grunde beides in der selben Waagschale liegt. Es fördert die Wahrnehmung, dass es im Leben zwei getrennte Bereiche gibt. Einen, der uns selbst gehört, Life, und einen, der irgendwie nicht uns selbst gehört, Work.

Das ist sachlich betrachtet ebenso verrückt wie es fatal für das Lebensgefühl werden kann. Als wäre die Zeit im Job kein vollwertiger Teil unseres Lebens, trennen wir sie ab. manchmal soweit, dass wir in Beruf und Freizeit unterschiedliche Persönlichkeiten zu sein scheinen. Und wir wünschen uns, dass die Zeit bis zum Feierabend, Wochenende oder Urlaub doch schon vorbei wäre. Weil die berufliche Zeit und / oder Persönlichkeit aufgezwungen empfunden wird. Das ist hochgradig unnatürlich und steht einer Integration zu einem ganzheitlichen Dasein strikt entgegen. 

Falls Du auch so empfindest, solltest Du dringend etwas ändern! Sofort, nicht irgendwann! Der Rest Deines Lebens ist kostbar. Und er beginnt immer jetzt gleich. 

Du kannst an den Umständen etwas ändern oder an Dir und Deinen Ansprüchen. Und vielleicht an beidem. 

"Aber das ist alles nicht so einfach...." -  - Nein ist es nicht. Und doch ist es. Es ist so lange schwierig, bis Du anfängst. Und es ist in jedem Fall lohnender, als das Verharren in belastenden Zuständen in der Hoffnung auf eine ferne, unscharfe Zukunft. Das weiß ich aus eigener wie aus fremder Erfahrung.

Wenn Du nicht weißt in welche Richtung, suche Dir doch Hilfe zur Reflexion und Orientierung außerhalb Deiner vertrauten Blase. Wenn Du weißt in welche Richtung, aber nicht weißt wie, ebenso. Dafür gibt es Fachleute: Psychologen, Coaches, Mentoren, psychologische Berater, Trainer, Ärzte, etc... Ja, da sind auch unseriöse Zeitgenossen unterwegs. Doch auch jede Menge, denen ihre Mitmenschen wirklich am Herzen liegen und die unterschiedlichste Methoden beherrschen. Und manche, die den Weg, den Du gehen willst auch kennen. Wegen der ein oder anderen faulen Frucht hört man doch nicht auf, Obst zu essen, oder?

Homo oeconomicus

"Aber das ist alles viel zu teuer...." - Was kannst Du verlieren und was gewinnen?

Wie viel ist es wert, sich ein Jahr im Job nicht als Opfer der Umstände zu fühlen? Wie viel fünf Jahre? Wie viel ist es wert, zu entdecken, dass man eigentlich etwas ganz anderes machen möchte? Wie viel, den Mut zu finden, es auch umzusetzen? Wie viel die Hilfe bei den ersten Schritten? Wie viel ist es wert, sich endlich selbst zu genügen? Wie viel eine positive Selbstwahrnehmung? Wie viel ist mehr Gelassenheit wert? Wie viel entspanntere zwischenmenschliche Beziehungen? 

Lebenszeit ist weder garantiert, noch vermehrbar. Was ist was davon also wert?

Zoon politicon

Wie sollen wir als Menschen gemeinsam am Wohlergehen der Gemeinschaft schaffen, wenn viele sich große Teile ihrer Lebenszeit einfach hinwegwünschen? Und sich ansonsten ins Private zurück ziehen? 

Ein Aspekt, der mit der arbeitsteiligen und hoch spezialisierten Industriewirtschaft aufgekommen ist. Dennoch ist es kein Naturgesetz, das hier wirkt. Die Bedingungen unseres Gemeinschaftslebens produzieren wir als Menschen schon noch selbst. Das "WIE" der Gesellschaft als Ganzes ist immer noch verbunden mit dem "WIE" aller Individuen.

Vielleicht sind wir vom Gestaltungsmodus in den Duldungsmodus gefallen. Von "die Welt gemeinsam für alle besser / schöner / heller machen wollen" , von der Hochstimmung menschlicher Gemeinschaften, zu "Bestehendes verwalten / hoffen die Krise zu überstehen" . Eventuell weil so große Teile von uns das Schaffen vom Sein abgekoppelt haben? Weil so viele Menschen ihre Energie im Versuch vergeuden, einen Ausgleich zwischen zwei Aspekten zu schaffen, die menschheitsgeschichtlich untrennbar waren? Wenn der Versuch, den Stress zu reduzieren zur Aufgabe wird, die einen stresst? 

Für einen Jäger und Sammler oder einen frühen Bauern gab es keine derartige Trennung von Privatleben und Berufsleben. Man tat was nötig war und was man konnte. Was einem lag. Man war, was und wer man war. So viele heutige Namen sind alte Berufsbezeichnungen!

Ich bin überzeugt, es ist nicht die Aufgabe, eine Balance, einen Ausgleich bezüglich Work und Life herzustellen! Die lohnende Aufgabe ist, so zu leben, dass keine solche Trennung mehr möglich ist. Zu sein, wer man ist. Jeder, dem das gelingt, inspiriert andere, es ihm gleich zu tun und setzt Ressourcen frei, wieder mehr für- und miteinander zu gestalten. 

Wäre das nicht erstrebenswert?

Bild 1 von RosZie und Bild 3 von Anrita via Pixabay. 

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